#7 – DIY: Poppy FM

Eigentlich könnte ich es mir mit diesem Artikel sehr leicht machen und einfach nur einen eBay-Link posten, aber dann wäre der Beitrag jetzt schon wieder zu Ende und das würde wohl auch der Sinnhaftigkeit eines Blogartikels widersprechen. 😉

Allerdings habe ich mich mit Bildern diesmal tatsächlich etwas zurückgehalten, es sei mir verziehen 🙂

Auf der Suche nach einer schönen (wohl eher individuellen) Uhr für das Billardzimmer bin ich über etwas ganz besonderes gestolpert: Ein „Poppy DR-236 Digital Uhren Radio“. Dieses gute Stück hat ein Forumskollege zum Geburtstag bekommen, konnte aber damit nicht viel anfangen und so habe ich es für einen schmalen Taler erstehen können – YAY 🙂

Das Besondere an dem Gerät: Die Uhrzeit wird über herunterklappende Plättchen auf denen die Zahlen stehen angezeigt!

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Die Suche nach Details zu dem Gerät gestaltete sich schwierig und so bin ich lediglich im Radiomuseum auf ein Vorgängermodell gestoßen. Die Lehnert GmbH in Saarbrücken hat das Radio (oder die Uhr?) hergestellt – oder zumindest importiert. Ein klares Baujahr lässt sich auch auf den ersten Blick nicht erkennen, aber das Radio stammt wohl irgendwann aus den 70ern.

Ein Glück, dass sich auch auf der Auktionsseite einige Details befinden…

Fun Fact: Lustigerweise handelte es sich bei dem in der Auktion angebotenem Gerät auch tatsächlich exakt um mein Gerät! Der kleine Kratzer links oben kam mir sofort verdächtig vor und die Rückverfolgung zum ursprünglichen Schenker hat ergeben, dass er es am 17. September gekauft hatte. Verrückt, wie klein die Welt doch manchmal ist, wenn man auf der Suche nach etwas ganz Speziellem ist. 😉

Auf der Suche nach Details zu der Funktionsweise solcher Geräte bin ich bei Wikipedia fündig geworden. Allerdings zunächst nur auf dem englischen Artikel („flip clock“). Im germanischen Universum musste ich schon ganz schön lange suchen, denn der Begriff „Synchronuhr mit Fallblattanzeige“ wollte mir einfach nicht auf Anhieb einfallen. 😉

Mittlerweile werden diese Geräte häufig nur noch schlicht und einfach als „Klappzahlenradio“ oder „Klappzahlenuhr“ betitelt.

Betrachtet man den Mechanismus etwas genauer stellt man fest, dass den Leuten damals wohl langweilig gewesen sein muss um so etwas zu konstruieren. Was für ein Aufwand – und das alles nur um sich die Zeit anzeigen zu lassen – aus heutiger Sicht unvorstellbar 🙂

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Bei weiterer Recherche bin ich auf zahlreiche Kaufangebote (sogar auf Amazon!) gestoßen. Schon erstaunlich, dass Uhren mit dieser Technologie auch heute noch hergestellt werden. Leider haben die Geräte meiner Meinung nach den Charme etwas verloren und wirken eher wie Designerstücke als wie der Wecker aus dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. 🙂

Wer möchte kann sich zu dem Thema noch die Schwärmereien von unseren italienischen Freunden zu Gemüte führen. Im Großen und Ganzen stimme ich mit den Ausführungen überein, allerdings wage ich doch sehr zu bezweifeln, dass […] „Das Klappzahlensystem heute noch vorwiegend für Anzeigetafeln in Flughäfen und Bahnhöfen sowie in Büro-, Bank- und Postgebäuden eingesetzt“ […] wird. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich nicht mit der italienischen Verkehrsinfrastruktur auskenne, aber bei uns sind mir solche Fallblattanzeigen in letzter Zeit lediglich noch in der U-Bahn untergekommen. Die Digitalisierung macht auch vor Bahnhöfen und Flughäfen nicht halt, auch wenn man am Bahnsteig teilweise das Gefühl hat, dass es noch ein weiter Weg ist…

So weit so gut. Die Uhr summt und zeigt die richtige Zeit an. Aber das Ding jetzt einfach nur so zeitanzeigend in der Ecke stehen zu lassen wäre ja auch irgendwie eine Verschwendung. Immerhin hat es neben der Uhr und dem Radio ja auch einen Lautsprecher eingebaut, der die halbe Nachbarschaft beschallen könnte. Der Empfang über eine dünne Drahtantenne klappt auch nach so vielen Jahren noch reibungslos und auch die Klangqualität ist – wenn man das Alter des Geräts bedenkt – für UKW erstaunlich gut.

Aber nur Radio hören? Läuft ja eh meistens nicht das, was man hören möchte. Das muss doch auch anders gehen…

Schön wäre es, einfach die eigene Musik in Form von MP3-Dateien zu hören. Das Zauberwort heißt „FM-Transmitter“. Diese Geräte ermöglichen es MP3-Dateien über SD-Karte, USB und manchmal sogar Bluetooth an eine spezifizierte UKW-Frequenz zu übertragen.

Wie es der Zufall so will habe ich so ein Gerät hier. Es ist ein Überbleibsel aus meinem letzten fahrbaren Untersatz und findet nun wohl tatsächlich noch einen – zugegeben „semi-sinnvollen“ – Gebrauch 😉

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Wer mit dem Gedanken spielt sich so ein Ding anzuschaffen, sollte bei der Auswahl etwas aufpassen. Der Betrieb von FM Transmitter ist in Deutschland erst seit 2006 erlaubt und die entsprechenden Geräte müssen ein CE-Zeichen tragen und die Sendeleistung darf 50nW nicht übersteigen. Also: Lieber etwas mehr Geld ausgeben und sich etwas Vernünftiges anschaffen, wie z.B. eine Stereoanlage (wie retro) oder ein Laptop mit Spotify oder einen Bluetoothlautsprecher oder oder oder… 😉

Gut, dass bei so Bastelprojekten die Sinnhaftigkeit etwas in den Hintergrund gerät, denn wie aufgezählt gäbe es einige weitaus sinnvollere Alternativen. Die angedachte Lösung fällt wohl mehr so in die Schublade „because I can“… 😉

Die Kernfrage die es zu klären galt: Wie betreibt man das Ding überhaupt, wenn man nicht gerade ein Auto bei sich im Zimmer stehen hat? Leider hat mein Eigenheim ganz normale 230V-Steckdosen und keine Zigarettenanzünder in den Wänden. Dank Amazon ist ein passender Spannungswandler sehr schnell gefunden.

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In der Tat funktioniert der FM-Transmitter gut und das Radio empfängt meine Musik. Nur blöd, dass die die Sendeleistung von der einzigen auf Brusthöhe liegenden Steckdose zum Radio hin einfach nicht ausreicht. Und bei der sich in der Nähe des Radios befindlichen Steckdose müsste man zum Weiterschalten eines Musikstücks sich immer hinunterbücken – auch blöd. Zugegeben könnte man jetzt einfach eine Verlängerungssteckdose anschließen, aber das wäre ja viel zu einfach. 🙂

Tatsächlich hat Amazon für so „spezielle Anforderungen“ auch hier eine Lösung parat und so war ein KFZ-Verlängerungskabel schnell gefunden.

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Leider ist die Konstruktion insgesamt doch recht wackelig und bietet somit z.B. im Rahmen der nächsten Putzaktion viel Angriffsfläche durch die Gegend geworfen zu werden. Wenn man jetzt noch so eine Art „Halter“ für den Transmitter hätte wäre die Welt in Ordnung. Da hilft nur eins: Holz! Da ich nicht in den Baumarkt fahren wollte und für so sinnlose Basteleien sowieso schon wieder zu viel Geld ausgegeben hatte, blieb nur eine Lösung: Reste verarbeiten! 😉

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Aus diesen Latten lässt sich doch bestimmt was machen. Erst mal zersägen…

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Die fünf halbwegs gleich großen Stücke habe ich etwas abgeschliffen, niemand hat Lust auf Spieße!

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Eines davon hat sogar ein Loch reingebohrt bekommen, ob das so abgemacht war? 😉

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Irgendwo müsste ja auch das Kabel wieder rausgeführt werden, also wird kurzerhand noch eine Vertiefung in das „Hinterteil“ ( 😛 ) geschliffen…

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Da ich keine passenden Schrauben zur Hand hatte, habe ich beschlossen die einzelnen Teile einfach zusammenzunageln. So kommt auch mal wieder der Hammer zum Einsatz, nicht dass der sich am Ende noch vernachlässigt fühlt…

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Transmitter passt, und hinten schaut auch schon ein Ringelschwänzchen raus. Um die Stabilität zu verbessern (und nicht zuletzt die nicht zu 100% passend zugeschnittenen Teile etwas zu kaschieren 😉 ) habe ich Filzgleiter auf die Unterseite der kleinen Box geklebt.

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Ein erster Funktionstest – geht noch! Glück gehabt! 🙂

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Das Verlängerungskabel hat sogar einen Schalter, so kann ich den Transmitter bei Nichtgebrauch vom Netz nehmen und muss nicht immer das Kabel ein- und ausstecken – praktisch!

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Bleibt eigentlich abschließend nur noch ein Blick auf Frankensteins Monst… ääähm ich meine auf das „gesamte Setup“ zu werfen:

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Eine kleine Auswahl an USB-Sticks für die verschiedenen Musikgeschmäcker je nach Tagesform liegen schon bereit. Zeit für ein Feierabendbierchen und eine Runde Billard… 🙂

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