#32 – N64 Controller Pak FRAM Mod

Wer kennt es nicht… Man möchte nach langer Zeit mal wieder ein altes N64-Spiel – in diesem Fall „Snowboard Kids“ – spielen, doch leider ist der Spielstand nicht mehr vorhanden.

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So ein Mist! Doch woran liegt das?

Ich höre schon die Schlaumeier sagen: „Gibt es da nicht so eine Batterie in dem Modul die irgendwann leer wird und getauscht werden muss?“

An sich kein schlechter Ansatz, denn bei einigen Modulen (z.B. Game Boy oder SNES-Spiele) wurde – sofern eine Funktion für „Spielstand speichern“ benötigt wird – tatsächlich eine Knopfzellenbatterie im Zusammenspiel mit einem speziellen SRAM-Speicherbaustein zum Erhalt der Spielstände auf der Modulplatine verbaut.

Leider ist das bei einigen Spielen, so auch bei „Snowboard Kids“, nicht der Fall. Nintendo wollte beim N64 clever sein und hat die Speicherfunktion in ein externes Gerät, das sogenannte „Controller Pak“, auslagert. An sich macht das Controller Pak aber auch nichts anderes als ein normales Modul mit Speicherfunktion. Es enthält eine Knopfzelle und einen SRAM-Baustein auf welchem die Daten der Spielstände gespeichert werden konnten. So sieht das Teil aus:

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Und so von hinten (dort verrät es sogar seinen Namen):

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Fun Fact: Wenn man es genau nimmt, ging der Plan, das Savegame-Management durch das Controller Pak zu vereinfachen, nicht auf, denn es existieren auch N64-Spiele, welche die Batterie selbst auf der Platine haben oder über ganz andere Technologien (z.B. Passwörter oder EEPROMs) Spielstände abspeichern. Das ist aber ein etwas längeres Thema (vielleicht sogar für einen zukünftigen Blogartikel 😉 )…

Heute möchten wir uns lieber auf die Spiele konzentrieren, welche versuchen das Speicherproblem mit Hilfe des Controller Paks (Memory Card) zu umschiffen, denn das sind immerhin gut 65% aller jemals erschienenen N64-Module.

Wer mitgedacht hat weiß nun also, dass nicht „Snowboard Kids“ am verlorenen Spielstand schuld ist, sondern die entladene Knopfzelle im Controller Pak! Die einfache Lösung wäre es, eine neue Knopfzelle (im Idealfall eine mit Lötfahnen) in das Pak mit einzulöten. Allerdings hat man ja dann das gleiche Problem wieder in einigen Jahren.

Auch hierfür haben einige findige Leute in diversen Bastelforen eine Lösung gefunden. Das Zauberwort heißt „FRAM“. Hierbei wird der knopfzellenabhängige SRAM-Chip durch einen „nicht-flüchtigen“ elektronischen Speicherchip ersetzt.

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Fun Fact: Wer mutig ist oder mit dem Lötkolben gut umgehen kann, der kann den Mod auch selbst durchführen. Hierfür gibt es zahlreiche Tutorials im Netz. Für alle anderen wird ein „Modding-Service“ z.B. auch in einigen Gaming-Onlinehops angeboten, ich selbst habe meine Controller Paks von einem befreundeten Kollegen aus einem Bastelforum modden lassen. Für das Löten von SMD-Komponenten fehlen mir die geeigneten Löt-Werkzeuge und nicht zuletzt der Skill. 😉

So sieht das Controller Pak dann gemoddet aus (links gemoddet, rechts original):

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Fun Fact: Leider wird zum Öffnen des Controller Paks ein eigener Schraubendreher, bzw. ein spezielles Bit benötigt. Nintendo hat bei den Modulen („Cartridges“) der ersten Konsolengenerationen (Game Boy (Advance), Super Nintendo & Nintendo 64) spezielle Torxschrauben mit Außenprofil entwickelt (vermutlich, dass keiner außer zertifizieren Nintendo-Reparaturstätten auf die Idee kommt, an den Modulen herumzuschrauben).

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Und so die Rückseite mit bzw. ohne Batterie.

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Fun Fact: Grundsätzlich lässt sich sagen, dass heutzutage batterieabhängige Backups eher selten geworden sind, da aktuelle Konsolen alle nichtflüchtige Speicher (Festplatten, SD-Karten, …) besitzen.

Jetzt müsste man eigentlich nur noch prüfen, ob das alles auch so funktioniert. Also fix erst mal das Controller Pak hinten in den Controller reinstecken. Erneut eine ungewöhnliche Design-Entscheidung von Nintendo. Die meisten Konsolen der damaligen Zeit (PS1, PS2, Dreamcast, Gamecube) hatten ihre Speicherkartenslots direkt in der Konsole verbaut.

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Anschließend muss das Controller Pak noch initialisiert werden. Das kann man mit Hilfe eines Spiels (geht leider nicht mit jedem) machen. Ich verwende „Mario Kart 64“ – ein absoluter Klassiker! 🙂

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Hierfür muss beim Einschalten der Konsole der START-Knopf gedrückt und gehalten werden. Ich wette, das wusstet ihr nicht! 😉

Der Memory Card Manager erkennt unformatierte (nicht initialisierte) Memory Cards und korrigiert das Dateisystem automatisch. Ebenso können mit dem Tool Spielstände gelöscht werden.

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Jetzt wird es Zeit das Teil zu testen. Da „Mario Kart“ sowieso schon im N64 steckt, bietet sich ein Test damit natürlich an. Gut, dass im „Time Trial-Modus“ die Rundenzeiten und ein sogenannter „Ghost“ (Replay der gefahrenen Strecke) auf dem Controller Pak gespeichert werden. Also erst mal eine – zugegeben eher mittelmäßige – Runde mit Toad absolvieren:

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Im Hauptmenü kann man sich nun die gefahrene Runde bzw. den Ghost ansehen.

Fun Fact: Im Vergleich zu z.B. den Memory Cards auf der PS1 ist das N64 Controller Pak ein absoluter Witz. Nicht nur bietet die Konsole kein eigenes Menü, um auf die Daten zuzugreifen, auch war Nintendo bei der Speicherkapazität sehr geizig/sparsam. So ist meist – wie im Fall von „Mario Kart 64“ auch – nur Platz für 1-2 Spielstände (insgesamt – nicht pro Spiel)!

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Zum Beweis, dass auch der Spielstand wirklich gespeichert wurde, können wir die Konsole nochmal restarten und einen Blick in den Memory Card Manager werfen:

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Dass ich den ganzen Aufwand eigentlich nur betrieben habe, weil mein „Snowboard Kids“-Savegame weg war, habe ich beim „Mario Kart“ spielen natürlich vergessen… 🙂

Fazit: Ääähhm, ja… Und wozu war das jetzt gut? Gute Frage. Ketzerisch könnte man sagen, dass auch eine qualitativ hochwertige Knopfzelle 10-20 Jahre halten kann. Korrekt. Allerdings sind die meisten Controller Paks ja auch schon 20 Jahre alt. Den FRAM-Chips dagegen wird eine Lebensdauer von 70-80 Jahren prognostiziert. Natürlich könnte man auch einfach eine neue Batterie einlöten, dann hätte man wieder ca. zehn Jahre seine Ruhe. Ob mich in zehn Jahren so Videospielkram noch interessiert? Schwer zu sagen… Zumindest interessiert es mich in 80 Jahren nicht mehr. 😉

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