#87 – Shuttle XPC SS51G

Beim Kelleraufräumen ist mir ein Shuttle „Cube-PC“ vom Typ „XPC SS51G“ in die Hände gefallen – was für ein cooles Teil! Ich denke, ein Blick auf das System, ob sich noch rettungswerte Daten darauf befinden, kann nicht schaden… 🙂

Mit dabei waren sogar noch eine Treiber-CD sowie Handbücher des Mainboards („FS51“).

Bei einem Blick auf das Datenblatt fällt einem sofort auf, dass das gute Stück definitiv schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Kein Wunder, denn das Gerät wurde Anfang der 2000er (ich vermute 2002 produziert). Trotzdem war der Shuttle mit seiner kompakten Bauform (30x20x20cm) definitiv was Besonderes und gerade im Office-Betrieb sehr beliebt.

Auf der Rückseite bietet der kleine Würfel zahlreiche Möglichkeiten zum Anschluss von Peripheriegeräten. Hier findet man zwei serielle Schnittstellen, zwei USB-Schnittstellen, VGA, PS/2 (zum Anschluss von Maus und Tastatur) und eine 100Mbit-Ethernetschnittstelle. Selbst exotischere Schnittstellen wie ein digitaler Audioausgang (SPDIF / Toslink) sowie zwei Firewireanschlüsse sind vorhanden. Eine gute Mischung für typische „Retro-Anwendungen“ eben! 😉

Fun Fact: Lediglich ein Parallelport fehlt! Das ist echt schade, weil ich den tatsächlich ab und zu bräuchte. Bei einigen Modellen konnte man diesen mit Hilfe eines speziellen Kabels („PC8“) nachrüsten, aber scheinbar habe ich kein Glück, denn laut des Herstellers ist dieser Adapter nicht mit meinem SS51G kompatibel – schade! 🙁

Doch genug geredet – wird Zeit, dass wir den Würfel anschmeißen und schauen ob er noch läuft! 🙂

Zumindest ins BIOS kommen wir schon mal – sehr schön.

Mal schauen, ob ein Betriebssystem installiert ist. Tatsächlich: „Windows 2000“! 😀

Fun Fact: Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie viele Jahre es her ist, dass ich diesen Bootscreen gesehen habe… 🙂

Mist – Passwörter – da war ja was… Puh, welche Benutzer auf dem PC angelegt sind und welche Passwörter sie besitzen weiß ich jetzt natürlich nicht…

Fun Fact: Die „Klassiker“ (z.B. „admin“, „password“, „1234“) haben leider nicht funktioniert… 😀

Hm, doch wie bekommen wir jetzt das Passwort? Tatsächlich gibt es viele Methoden, allerdings wird bei den Meisten das Passwort einfach zurückgesetzt. Ich bevorzuge eine automatisierte Lösung, bei der die originale Passwortstruktur erhalten bleibt. Wie das geht? Das Zauberwort heißt „Ophcrack“. Dieses kostenlose Tool bietet die Möglichkeit mit Hilfe von „rainbow tables“ einen Angriff auf Windows-Passwörter (SAM-Datei mit Hashwerten der Passwörter) durchzuführen.

Fun Fact: Offiziell werden diverse Betriebssysteme wie Linux/Unix, Mac OS X sowie Windows (Windows XP, Windows Vista und Windows 7) unterstützt, allerdings benötigt man neben der Grundsoftware auch noch passende (teils sehr große) rainbow tables (z.B. für längere Passwörter oder Passwörter mit Sonderzeichen).

Ophcrack wird von einer LiveCD (bzw. DVD) gestartet. Je nachdem welche rainbow tables verwendet werden, müssen diese ggf. (aufgrund ihrer Größe) über eine externe USB-Festplatte hinzugefügt werden. Ich hatte tatsächlich noch eine alte CD mit einer kleineren rainbow tables Datenbank herumliegen – damit wollen wir es mal probieren… 😉

Fun Fact: Ich hätte nicht gedacht, dass die Scheibe nochmal zum Einsatz kommt. Tatsächlich hatte ich sie schon mehrere Male in der Hand zum Entsorgen… 😀

Also, schnell den Rechner neu starten, das CD-Laufwerk im BIOS als Bootgerät auswählen und die CD einlegen. Nanu, was ist das? Was kommt mir denn da aus dem CD-Laufwerk entgegen? Wahnsinn – „RollerCoaster Tycoon 2“. Mann, das waren noch Zeiten… 🙂

Fun Fact: Woran merkt man, dass man alt wird? Ich habe als Kind/Jugendlicher meistens den ersten Teil von „RollerCoaster Tycoon“ gespielt, der zweite war schon fast zu „neumodisch“ 😀

Jetzt bloß nicht von dem Spiel ablenken lassen, sonst sind wieder ein paar Stunden weg. Stattdessen sollten wir „Ophcrack“ mal starten. Das Tool basiert auf einer Linux-Live CD und braucht etwas, bis die entsprechenden Komponenten geladen wurden.

Hm, zumindest wurden die angelegten Benutzerkonten erkannt:

Fun Fact: Sorry für die Zensur, eigentlich macht es keinen Sinn Benutzerkonten und Passwörter auf einem uralten (nur offline agierenden) PC zu schwärzen, aber man wird im Lauf der Jahre einfach paranoid… 😉

Tatsächlich hat es nur wenige Sekunden gedauert, bis das erste Passwort gefunden war:

Nach einiger Zeit (ich würde sagen ca. 5 Minuten) hatte das Tool auch die Passwörter aller anderen Accounts (samt Administratoren-Konto) herausgefunden. Ich weiß nicht ob ich mich freuen oder beängstigt sein soll. 😀

Wie dem auch sei, jetzt können wir uns anmelden und den „Cube“ weiter erkunden! Alleine der Desktop mit den zahlreichen „Retro-Anwendungen“ weckt Erinnerungen… 😀

Fun Fact: Das ist fast wie bei einem Wimmelbild. Je länger man sucht, desto mehr entdeckt man! ICQ 5.1, Acrobat Reader 4.0, PowerDVD, CorelDraw, Office 2003, Guitar Pro 5, … Jaja, lang ist’s her… 🙂

Als erstes wollte ich mal die technischen Daten mit Everest checken. Der Cube hat einen Pentium 4 mit 2,4GHz installiert, 512MB SDRAM Speicher sowie einen OnBoard-Grafikprozessor (SiS315). Auf dem Mainboard befinden sich ein AGP-Slot für eine dedizierte Grafikkarte sowie ein PCI-Slot für diverse Erweiterungskarten. Dank SP4 für Windows 2000 Professional ist sogar USB2.0-Support mit an Bord – abgefahren! 😀

Fun Fact: Wegen der Onboard-Grafik können von den 512MB installierten RAM (2x256MB) nur 480MB effektiv genutzt werden, da 32MB als VRAM reserviert sind.

Was mich etwas stutzig macht, ist die Tatsache, dass die CPU (Pentium 4) nur mit 1,8GHz erkannt wird, obwohl laut Windows doch eine 2,4GHz CPU verbaut ist. Auch das CPU-Monitoring-Tool „CPU-Z“ bestätigt das:

Da geht doch was nicht mit rechten Dingen zu! Wird Zeit dem BIOS mal einen Besuch abzustatten. Nach etwas Herumprobieren bin ich draufgekommen, dass die Taktrate des FSB nur auf 100 eingestellt war…

Ändert man diesen Wert auf 133 und startet den Rechner neu, wird beim POST bereits der richtige Wert angezeigt und auch in diversen Monitoring-Tools (in diesem Fall Everest) kann man die neue Power der CPU bewundern! 🙂

Fun Fact: Tatsächlich läuft der Rechner – zumindest gefühlt – etwas schneller. Technik, die begeistert! 😀

Oh weh, ich merk es selbst – ich komme (mal wieder) immer weiter von meinem eigentlichen Ziel weg. Ursprünglich hatte ich mal vor, das System nur „wiederzubeleben“ um zu prüfen, ob sich noch rettungswerte Daten drauf befinden. Vielleicht sollte ich das gleich mal machen, nachdem das Teil jetzt sauber läuft. Nach kurzer Recherche musste ich allerdings feststellen, dass außer etwas Musik sich tatsächlich nicht Wichtiges mehr auf dem Rechner befindet. Fast etwas enttäuschend, wenn man überlegt, wie aufwändig es war die Kiste wieder sauber hinzubiegen. Naja, was soll’s. Der Weg ist das Ziel! 😉

Fun Fact: Puh, über Musikgeschmack lässt sich ja bekanntlich streiten… 😀

Dank angeschlossenen Lautsprechern und korrekt konfiguriertem Treiber können wir uns die Musik gleich anhören. Mann, wie cool – Windows Media Player Version 9 – das waren noch Zeiten… 🙂

Fun Fact: Wann war das letzte Mal, dass ihr diese hammermäßigen Animationen gesehen habt? 😀

Auch außerhalb der Musik gibt es ein paar lustige Retro-Entdeckungen. Erinnert sich noch jemand an eine Zeit in der der „Arbeitsplatz“ (heutzutage „Dieser PC“ genannt) so schön übersichtlich war? 🙂

Bilder wurden nicht mit „Foto-App“, sondern mit dem „Microsoft Office Picture Manager“ geöffnet…

Last but not least darf natürlich die wichtigste Anwendung (neben Solitär) nicht fehlen. Ich will gar nicht wissen, wie viele Stunden Lebenszeit ich in „3D Pinball for Windows – Space Cadet“ verbracht habe. 😀

Wird Zeit, die kleine Nostalgiereise beenden. Bitte entschuldigt mich, ich muss mich jetzt noch als Parkdirektor um ein paar Achterbahnen, Fressmeilen und nörgelnde Gäste kümmern. 🙂

Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, was sich hinter den ominösen Spielständen verbirgt… xD

Cya! 🙂

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