#297 – retro PC madness – Olivetti PCS 286 – VIII

Mensch, beim letzten Mal habe ich euch ja förmlich mit LucasArts-Adventures zugeballtert. Böser retrololo, schäm dich! 😛

Heute wollen wir zum letzten Mal einen Blick auf den Olivetti-PC und die Spiele, die wir im Zusammenspiel mit dem Roland Synthesizer zum Laufen bekommen können, werfen. Um neben den ganzen LucasArts-Games auch noch einen Sierra-Titel mit toller MT-32-Ausgabe zu zeigen: Hier hätten wir „Space Quest III: The Pirates of Pestulon“ von 1989:

Tatsächlich kann ich leider so gar nichts zu dem Spiel sagen, da ich es bisher noch nicht gespielt habe. Schon klar, alle Sierra-Fans werden jetzt vermutlich zu Fackeln und Mistgabeln greifen und wütend auf mich zustürmen, aber seht es mir nach: Die Freizeit ist begrenzt und die Motivation, sich an ein altes PC-Adventure zu wagen ist ehrlich gesagt auch nicht immer vorhanden! xD Alleine das Intro klingt aber vielversprechend und die Beschreibung hört sich top an. Ich packe das einfach mal auf meine „Videospiel-To-do-Liste“… 🙂

Leider laufen nicht alle Spiele mit unserem MT-32. Beim Versuch den 1991 erschienenen Plattformer „Gods“ zu spielen, bekommen wir einen „EXC. BUFFER OVERFLOW“-Fehler auf dem Display des Synthesizers angezeigt. Was hat das zu bedeuten?

Im Endeffekt ist es ein Timing-Problem zwischen PC und MT-32. Von dem Roland-Synthesizer gab es zwei unterschiedliche Versionen (Rev0 und Rev1). Unser Modell ist ein älteres Modell (Rev0). Funktionell betrachtet gibt es (bis auf die Ergänzung um einen Kopfhörer-Anschluss bei dem neuen Modell) wenig Unterschiede zwischen den beiden Revisionen.

Leider sind beide Geräte intern etwas anders aufgebaut und so kommt es vor, dass neuere Spiele mit der älteren Revision nicht korrekt laufen. Andere Spiele hingegen benötigen explizit die ältere Revision um den Sound korrekt ausgeben zu können. Was für ein Chaos! 😀

Im Falle von „Gods“ wird wohl prinzipiell das neuere MT-32-Modell benötigt, um den Buffer Overflow-Fehler (Informationen werden vom PC aus zu schnell an den MT-32 gesendet) zu vermeiden. Aber auch mit der alten Revision des Synthesizers lässt sich das Spiel trotzdem spielen, nur der der Sound hört sich an einigen Ecken unvollständig und irgendwie „verschwurbelt“ an. Nicht ideal, aber seht es mir nach, dass ich nicht für eine Hand voll Spiele mehrere Hunderte Euros für Retro-Hardware ausgeben möchte! 🙂

Fun Fact: Manchmal hilft es, wenn sich der Synthesizer merkwürdig verhält, das Gerät zu resetten, das klappt, indem man die Knöpfe „MASTER VOLUME“ und „RHYTHM“ gleichzeitig drückt und anschließend den Reset mit Button „1“ bestätigt.

Ich denke wir sollten heute eher das Augenmerk auf Titel werfen, die wir mit unserer Ausstattung zum Laufen bekommen können. Ein Titel der gut funktioniert, ist „Pushover“ von Ocean Software. Das „Domino-Umschubs-Spiel“ von 1992 begleitet mich schon seit Jahren und bis heute habe ich es nicht geschafft, alle 100 Level durchzuspielen. Das Zeitlimit für die einzelnen zu lösenden Puzzles ist mitunter sportlich und irgendwie fehlt mir scheinbar das nötige Hirnschmalz! xD

Um vielleicht nochmal auf die Firma Sierra (diesmal in der Rolle als Publisher) zurückzukommen: Wusstet ihr, dass gerade in der Frühzeit des Studios neben zahlreichen Adventures und Edutainment-Titeln auch Spiele anderer Genres veröffentlicht wurden? Wie wäre es z.B. mit einer Weltraum-Ballerei, wie man sie sonst nur aus den Arcades kennt?

Vom Spielerischen her kann ich dem 1989 erschienenen „Silpheed“ nicht gerade viel abgewinnen. Bei dem Titel handelt es sich um einen simplen (aber dennoch recht tückischen) Space-Shooter, welcher im Vergleich zu den bisherigen Spielen geradezu primitiv wirkt. Wo Silpheed dagegen punktet ist die Präsentation. Die Pseudo-3D-Grafiken machten damals (und heute noch) richtig was her und die akustische Untermalung zählt so ziemlich zu der Königsklasse, was anno 1989 möglich war.

Zusätzlich verwendet das Spiel den Intelligent Mode um Soundeffekte über den MT-32 auszugeben. Silpheed ist eines dieser Spiele, welches man alleine schon wegen dem coolen Intro haben muss – echt abgefahren! 🙂

Wenn wir schon bei Ken und Roberta Williams erfolgreichem Studio sind, sollten wir einen kurzen Blick auf einen „Sierra-Klassiker“ werfen. Die legendäre Firma war natürlich nicht nur Publisher, sondern zeichnet sich selbst auch für zahlreiche Eigenentwicklungen verantwortlich. Einer davon ist „King’s Quest“. Das Spiel wurde auf Bitte von IBM bereits im 1984 entwickelt, um die Grafik- und Soundfähigkeiten des damals neu eingeführten IBM PCjr zu demonstrieren. Im Lauf der Jahre wurde das Spiel für verschiedene Systeme in unterschiedlichen Versionen mit dem etwas ausgedehnten Titel „King’s Quest: Quest for the Crown“ umgesetzt – so auch für MS-DOS auf dem IBM-PC!

Fun Fact: In bester, bzw. typischer „Sierra-Manier“ dauert es keine zwei Sekunden, bis wir in den Burggraben fallen und von Alligatoren zerfleischt werden. Das schockt mich nicht mehr. Die Firma ist, bzw. war dafür bekannt, dem Spieler auf möglichst kreative Weise das virtuelle Leben zu nehmen! 😀

Hm? Das sieht nicht nur richtig altbacken aus, auch piepsen uns nur ein paar schrille Töne aus dem PC Speaker entgegen. Ebenso haben wir zur Steuerung von Sir Graham nur die Tastatur zur Verfügung. Was ist los? Aha! Wir spielen die erste DOS-Version des Spiels aus dem Jahre 1987. Damit wir aber auch dem MT-32 ein paar Klänge entlocken können, müssen wir es mit dem Remake von 1990 probieren. Nach Anpassung der Einstellungen im Konfigurationsmenü hören wir prompt das Intro aus dem Synthesizer. Ebenso gibt es jetzt eine Mausunterstützung zur Steuerung des Charakters, wenn auch die Aktionsbefehle immer noch über einen Textparser eingegeben werden müssen. Ach ja, und ganz nebenbei sehen Grafik und Animationen auch wesentlich hübscher aus! 🙂

Eine Sache hat sich in der drei Jahre später veröffentlichten „gepimpten“ Version allerdings nicht geändert. Auch hier dauert es nur wenige Sekunden, bis die Alligatoren uns den Garaus machen – spöttische Hinweismeldung der Entwickler inklusive! Immerhin bekommen wir diesmal eine witzige Animation zu sehen, wie der Alligator uns frisst und sich anschließend unseren Helm aufsetzt! 😀

Fun Fact: King’s Quest setzt ebenso auf den „intelligent mode“ der MPU-401-Schnittstelle und so können wir ein paar lustige Soundeffekte über den MT-32 genießen! 🙂

Genug des Schabernacks! Kommen wir zu einem etwas ernsteren Titel. Im 1992 veröffentlichten „Dune“ von Virgin Interactive müssen wir die Kontrolle über den Wüstenplaneten Arrakis gewinnen, um die ausschließlich dort abbaubare Droge „Spice“ (in der deutschen Version auch „Gewürz“ oder „Melange“ genannt) einheimsen zu können, da sie für Weltraumreisen benötigt wird.

Dabei begleiten wir den jungen Paul Artreides der mit den Harkonnen im Kampf steht, um das wertvolle Gewürz zu ergattern. Nicht nur die Story ist außergewöhnlich, auch das Gameplay des auf dem Science-Fiction-Roman „Der Wüstenplanet“ von Frank Herbert basierenden Adventure-Strategiemix hat es in sich. Dank dem tollen Soundtrack von Komponist Stéphane Picq macht das Spiel gerade mit dem Roland MT-32 richtig Spaß!

Not so fun Fact: Auch Dune besitzt einen Kopierschutz. Direkt nach Start des Spiels muss anhand eines Bildes eine bestimmte Seite aus dem Handbuch ausgewählt und eingegeben werden – fies! 😀

Und wenn wir schon bei der Geschichte rund um den Wüstenplaneten sind, werfe ich gleich noch „Dune 2“ mit ins Boot:

Im vermeintlich zweiten Teil (siehe folgender Fun Fact) geht es ebenfalls um den Kampf um das begehrte Spice. Diesmal kommt mit den Ordos eine dritte Fraktion hinzu, welche das wertvolle Gut ergattern möchte. Und warum das alles? Nun, wer die Kontrolle über den Planeten hat, hat gleichzeitig auch die Kontrolle über das Spice und somit über das gesamte Imperium. Ich gebe es zu – das fulminante Intro weckt definitiv die Lust auf das Spiel und motiviert den Spieler mit den Worten „Dein Kampf um den Wüstenplaneten beginnt… JETZT!“ – episch! 🙂

Fun Fact: Die Entstehungsgeschichte beider Titel ist durchaus kurios, denn bei Dune 2 handelt es sich nicht wirklich um einen Nachfolger, sondern vielmehr um ein parallel zu Dune entwickeltes Spiel!

Um abschließend noch etwas Schwung in die Bude zu bekommen, will ich euch noch ein Jump ‘n‘ Run von der texanischen Softwareschmiede Apogee zeigen. Die Firma machte sich Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger einen Namen, weil sie das erste Unternehmen war, dass ihre Eigen- und Fremdentwicklungen als „Shareware“ (eine Art zeitlich unbefristete, aber im Funktionsumfang eingeschränkte Demoversionen) vertrieb. Dazu gehört auch das von Moonlite Software im Jahre 1994 programmierte „Hocus Pocus“.

Als junger Magier-Aspirant müssen wir mehrere Level durchqueren und Magiekristalle einsammeln, um in den Rat der Magiergilde aufgenommen zu werden und letztendlich unserer Liebsten zu beweisen, was für ein toller Hecht wir doch sind, damit wir sie heiraten dürfen! 😀

Fun Fact: Der Plattformer läuft an und für sich auf dem Olivetti-PC recht gut, doch an einigen Stellen (gerade wenn viele Gegner auf dem Bildschirm sind), merkt man, wie die 286er-CPU mit 12MHz ins Schwitzen kommt und das Spiel somit etwas „laggt“. Mich wundert das nicht, denn laut Systemvoraussetzungen wird ein i386-Prozessor (für gewöhnlich ab 16MHz) benötigt. 😉

Apropos „Lag“ – erinnert ihr euch noch an die lustige Tastatur-Maus-Kombi (Modell „Cherry-Modell ML-4400“), welche ich euch in Artikel 294 gezeigt habe?

Es stellt sich heraus, dass der PC scheinbar bei einigen Spielen (nicht bei allen) Probleme mit der Tastatur hat und die Eingaben erst teils mehrere Sekunden verzögert erkannt werden. Ich habe keine Ahnung woran das liegt, denn mit allen anderen von mir getesteten PS/2-Tastaturen gibt es keine Probleme. Echt ärgerlich, da das Ding prima zum PC gepasst hätte. Aber gut, so müssen wir eben auf eine getrennte Lösung mit einer Logitech-Maus und einer ebenfalls recht kompakten Perixx PS2-Tastatur (Modell „PERIBOARD-409PW“) umsteigen:

So, ich denke damit wird es Zeit, dass wir den Olivetti-PC samt kleinem Ausflug in die Midi-Ecke mit dem Roland MT-32 endgültig hinter uns lassen. Wir haben viel mit der Hardware herumgebastelt, Software installiert und uns meiner Meinung nach auch einen guten Spielemix auf dem Computer angesehen. Es wird Zeit für ein paar abschließende Worte…

Fun Fact: Die ganzen „epic fails“ habe ich jetzt absichtlich in der Aufzählung nicht erwähnt! 😛

Ich gebe es offen zu – zu Beginn der Beitragsreihe wusste ich vom Thema „MIDI“ und im speziellen dem Roland MT-32 so gut wie nichts, aber ich bin froh, dass wir die kleine Extrarunde gedreht haben, auch wenn es einiges an Zeit (und Geld) verschlungen hat. Der Synthesizer genießt meiner Meinung nach zurecht absoluten Kultstatus unter „DOS-Gamern“. Selbst bei bereits bekannten Spielen ist es eine komplett neue Erfahrung, so klaren Sound aus einem knapp 35 Jahre alten PC-System, welches sonst nur über den PC-Speaker mit dem Benutzer kommuniziert, zu hören. Ich kann jedem, der mal die Chance hat, mit so einem Gerät etwas zu herum zu experimentieren, empfehlen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Der MT-32 hat einfach etwas Magisches! 🙂

Ok, und was gibt es abschließend über den Olivetti-PC noch zu sagen? Nun, der kleine 286er ist schon allein auf Grund seiner kompakten Bauweise ein echt cooles und vor allem außergewöhnliches Teil. Und nicht nur optisch trifft diese Aussage zu – mich persönlich hat es z.B. echt überrascht, was man doch alles auf der Kiste zum Laufen bekommen kann. Nur nochmal zur Erinnerung: Wir sprechen hier über einen PC mit einer 12 Megahertz-CPU und einem Megabyte Arbeitsspeicher. Seid ehrlich, hättet ihr gedacht, dass die ganzen gezeigten Spiele auf dem Rechner laufen? Ich nicht. 😉

Also, Ende gut, alles gut? Schwer zu sagen. mit dem Ergebnis bin ich definitiv zufrieden, aber ganz ohne Spott kann ich den Beitrag dann doch nicht beenden. Rückwirkend betrachtet ist es schwer in Worte zu fassen, wie viele Nerven mich die kleine italienische Diva gekostet hat! 😀 Es ist einfach unglaublich, was man bei der Kiste alles beachten muss. Spezielle Stecker, spezielles BIOS, spezielles Netzteil, spezielle Software, spezielle Bauform, etc. Die Liste an „Speziallösungen“ ist schier endlos!

Gerade bei solchen „speziellen“ Projekten, bzw. Geräten ist es somit auch eigentlich nicht verwunderlich, dass man von einem verrückten Problem zum nächsten stolpert. Trotzdem war ich diesmal überrascht, wie hart es mich getroffen hat. Ihr glaubt mir immer noch nicht? Also gut, einer geht noch: In der Nachbearbeitung der Beitragsreihe habe ich versucht noch ein paar weitere Spiele zu installieren – nur um mit Erschrecken feststellen zu müssen, dass das 3,5“-Diskettenlaufwerk letztendlich dann doch den Geist aufgegeben hat. Somit durfte ich den PC nochmal öffnen und erneut alles in Einzelteile zerlegen, nur um das Ding auch noch auszutauschen!

Not so fun Fact: Beim Versuch, den PC erneut zu öffnen war dann plötzlich der Kopf einer (zugegeben recht verrosteten) Schraube rundgedreht, sodass ich das Ding erst aufbohren musste, um den PC überhaupt wieder öffnen zu können. Der Tausch des Laufwerks war dann (auf Grund anders positionierter Buchsen und zu kurzen Kabeln) auch nochmal eine heftige Challenge. Allein über diese Aktion könnte man noch einen weiteren Beitrag schreiben, aber man muss wissen, wann es gut ist! 😛

Aber was rege ich mich eigentlich auf? Wie schon Konfuzius sagte: „Der Weg ist das Ziel“. Ich vermute, es ist genau diese Vielzahl an Rückschlägen, welche einen anspornt, weiterzumachen und an einem Thema dran zu bleiben. Zumindest geht das mir so. Wenn ich eins innerhalb meiner letzten Jahrzehnte im IT-Bereich gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass es immer eine Lösung gibt – egal wie verrückt sie ist. Und genau das mag ich so an der Technik! 🙂

Ich habe lange überlegt, wie ich die Beitragsreihe über den Olivetti-PC am besten abschließen könnte, aber beim finalen Zusammenbau des PCs habe ich dann auf der Unterseite des Gehäuses folgenden Aufkleber gefunden: „Made in Italy“ steht da. Na, ich denke viel besser hätte ich es auch nicht zusammenfassen können, damit ist eigentlich alles über die Kiste gesagt! 😛

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

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